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Eigennutz

Weder Eigennutz noch Streben nach Ehre sollen euer Handeln bestimmen. Im Gegenteil: Seid bescheiden und achtet den anderen mehr als euch selbst. Philipper 2,3

Kennt ihr das? Da gebt ihr jemanden den kleinen Finger und Schwups ist er ab der Arm. Logisch dass wir uns dann be- und ausgenutzt fühlen und eigentlich keine Lust mehr verspüren für andere da zu sein.

Umgekehrt kann das aber ebenso so schnell passieren. Auch wir selbst sind nicht davor gefeit, andere auszunutzen. Manchmal ist es schon schwer genug die eigenen Grenzen wahrzunehmen. Diese beim anderen zu entdecken, wenn wir selber gerade diejenigen sind, die etwas empfangen, ist dann noch deutlich schwerer. Leicht fokussieren wir uns auf die eigene Bedürftigkeit und sehen weniger die Grenzen der Leistungsbereitschaft beim anderen.

Der Vers aus dem Philipper-Brief kann mir dabei helfen, eine andere Haltung einzunehmen. In Demut den anderen achten, schärft meinen Blick für die Grenzen meines Gegenübers. Und lässt mich bei aller eigenen Bedürftigkeit nicht vergessen, dass mir da gerade jemand Gutes tut.

Wieder Kind werden

Doch Jesus rief die Kinder zu sich und sagte: »Lasst die Kinder zu mir kommen und haltet sie nicht zurück, denn Menschen wie ihnen gehört Gottes Reich. Lukas 18,16

Viele in Anführungszeichen Suchtkarrieren haben ihren Ausgangspunkt in der eigenen Kindheit. Belastende Lebensumstände und traumatische Ereignisse haben dazu geführt, dass wir Bewältigungsstrategien oder sogar Überlebensstrategien entwickeln mussten, die mit einer glücklichen, erfüllten Kindheit nichts zu tun haben.
In unserem Clean- und Trockensein kommen wir immer wieder mit unserem inneren Kind in Kontakt. Wenn alles gut geht, lernen wir, wieder neugierig zu sein, Vertrauen zu anderen Menschen zu entwickeln, sich gerne auf andere einzulassen, das Miteinander zu genießen und auch einmal überschwängliche Freude zu zeigen.

Diese Offenheit im Herzen ist etwas, was Jesus bei den Kindern zu schätzen wusste und was auch für uns heute erstrebenswert ist.

Neuanfang

Gehört also jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen. 2. Korinther 5,17

Mit meinem Entzug und der darauffolgenden Therapie bin ich dem Tod quasi von der Schippe gesprungen. Nach Jahren des Raubbaus an meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele stand mir nun eine Zukunft ohne Drogen bevor. Ich fühlte mich wie neugeboren und blickte auf ein neues Leben, das wie ein leeres Blatt darauf wartete, von mir beschrieben zu werden.

Bei meinem Ja zu Jesus Christus verspürte ich das gleiche Gefühl. Das was zurücklag, zählte nicht mehr. Es zählten nicht all die Situationen, wo ich Schuld auf mich geladen hatte, z.B. dadurch, dass ich liebe Menschen in meiner Umgebung durch mein Verhalten verletzte oder mich selber fast zu Grunde richtete. Nur der Blick nach vorne wurde wichtig und dass ich mich entschlossen hatte, den vor mir liegenden Weg mit Jesus an meiner Seite zu gehen.

Erst mit den Jahren verstehe ich, welch ein Schatz sich darin verbirgt. Ich bin nun reicher als ich es mir je hab erträumen können.

Sprachlos sein

Darum geh jetzt! Ich bin bei dir und werde dir sagen, was du reden sollst. 2. Mose 4,12

Der Mose aus dem Alten Testament, von dem hier die Rede ist, hat sich wahrlich nicht darum gerissen, eine führende Rolle bei Gottes auserwähltem Volk zu spielen. Wer selber schon einmal vor einer Gruppe reden musste, wird die Ängste des Mose gut nachvollziehen können.

Gerade zu Beginn unseres trockenen und cleanen Lebens geraten auch wir in Situationen, vor denen wir am liebsten davonlaufen würden. Zu Hause unter dem Deckbett scheint uns dann der sicherste Ort der Welt zu sein. Reden wir in unseren Selbsthilfemeetings darüber, hören wir den Spruch: »Wo die Angst sitzt, geht es lang.«

Und das stimmt. Daran wachsen wir, dass wir uns unangenehmen Situationen stellen, ohne zum Suchtstoff zu greifen oder wegzulaufen. Die gute Nachricht ist, wir gehen in diese Situationen nicht alleine. Wie Mose können auch wir darauf vertrauen, dass wir Beistand haben. Gott Vater und der Heilige Geist lassen uns nicht alleine. Ebenso wenig wie Jesus an unserer Seite.

Gott, unser Erfüllungsgehilfe?

Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet. Matthäus 7,8

Wenn wir die ersten Schritte in unserem cleanen und trockenen Leben tun, werden Rückschläge leider nicht ausbleiben. Wir gewöhnen uns halt erst langsam daran, neue gesündere Verhaltensweisen zu praktizieren und alte Gewohnheiten abzulegen.

Der Vers aus dem Matthäus-Evangelium mag uns in manchen Fällen dazu verleiten, Gott als unseren Erfüllungsgehilfen anzusehen, der, nur weil wir es gerne hätten, uns alle Steine aus dem Weg räumt. Doch auch wenn wir sicher sein können, dass Gott, dass Jesus Christus immer an unserer Seite ist, bedeutet das nicht, dass er alle unsere Wünsche erfüllt. Im Gegenteil, manchmal entwickelt sich eine schwierige Situation gänzlich anders, als gedacht. Auch das müssen wir dann einfach aushalten, ohne zum Suchtmittel zu greifen.

Beruhigend mag dabei der Gedanke sein, dass sich rückblickend meist zeigt, dass es genau richtig gelaufen ist. Gottes großartiges Wirken ist halt manchmal erst in der Rückschau sichtbar.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Bibelstellen der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis.