Annahme erfahren

Geht jetzt auf die Landstraßen und ladet alle ein, die euch über den Weg laufen! Matthäus 22,9

Ich glaube, für Kinder und Heranwachsende gibt es nichts schlimmeres, als dass sie direkte Ablehnung erfahren bzw. das Gefühl vermittelt bekommen, nicht angenommen zu sein. Das gilt aber auch für uns Erwachsene. Als soziale Wesen sind wir nun einmal darauf angewiesen, in Beziehung zu anderen zu leben.

Das Ausleben unserer Sucht war sicherlich nicht hilfreich dabei, liebevolle Annahme zu erfahren. Doch auch wenn wir nun clean und trocken sind, ist das manchmal nicht einfach. Am ehesten können wir da noch in unseren Selbsthilfemeetings – unter Gleichgesinnten – Annahme erfahren.

Doch der Bibelvers aus dem Matthäus-Evangelium will uns noch eine andere Wahrheit, eine andere Form der Annahme zeigen: Gott nimmt uns, seine Kinder, an. Und das tut er ohne wenn und aber. Also zumindest bei mir, macht sich bei diesen Gedanken ein wohlig warmes Gefühl in meinem Inneren breit. Wie zwei Arme, die mich umfassen und einfach nicht mehr loslassen wollen.

Größer als wir selbst

Ich habe die Erde gemacht; und die Menschen, die darauf leben, habe ich geschaffen. Jesaja 45,12

Der zweite Schritte beim spirituellen Programm der Anonymen Alkoholiker lautet: »Wir kamen zu den Glauben, dass nur eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.« In meinem christlichen Verständnis ist Jesus Christus jene Höhere Macht, die unsere geistige Gesundheit wiederherstellen kann.

Am Beginn unseres Clean- und Trockenseins mag das irritierend sein und Widerstände locken. Haben ich es denn nicht selbst in der Hand, frage ich mich. Sicher, ich kann meinen Teil dazu beitragen, doch ob mein Bemühen von Erfolg gekrönt wird, hängt nicht von mir alleine ab.

Das mag zu Beginn des Weges wirklich kein schöner Gedanke sein, beim zweiten Nachdenken entpuppt sich die Vorstellung aber, zumindest für mich, als tröstlich. Denn bei allen Anstrengungen, werde ich doch niemals perfekt sein; da ist es gut auf jemand bauen zu können, in dessen Hand mein Schicksal liegt und der mir wohlgesonnen ist. Jesus Christus.

Besserwisserei

Wer nun auf das hört, was ich gesagt habe, und danach handelt, der ist klug. Man kann ihn mit einem Mann vergleichen, der sein Haus auf felsigen Grund baut. Matthäus 7,24

Ich weiß nicht, wie es euch so geht, aber ich sitze manchmal in einem Meeting und denke mir so beim Zuhören: Wieso tut sich mein Gegenüber eigentlich mit seinem Problem so schwer? Die Lösung ist doch ganz einfach. Wenn ich zum Beispiel mit jemanden einen Konflikt habe, dann muss ich doch nur versuchen, mit der Person ins Gespräch zu kommen und dann findet sich schon ein Weg.

Wenn ich gut drauf bin, merke ich noch rechtzeitig, auf welchem hohen Ross ich gerade sitze und halte einfach meine Klappe. Selber sieht es bei mir ja nicht anders aus. Wie oft habe ich mir schon den Kopf zerbrochen über irgendwelche Probleme und habe bei der Lösung den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.

Was mir dann hilft, ist natürlich das Gespräch mit anderen, aber auch dass ich inne halte und im Gebet darauf höre, was Jesus an meiner Stelle tun würde. Was dabei herauskommt ist, dass die Lösung eines Problems manchmal verblüffend einfach und tragfähig sein kann.

Bedrängnis, Geduld, Bewährung, Hoffnung

Denn Leid macht geduldig, Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum stärkt unsere Hoffnung. Römer 5,3.4

Man kann von mir nun nicht wirklich behaupten, dass ich ein geduldiger Mensch bin. Wenn es beispielsweise bei einem schwierigen Auftrag in meiner Firma darum geht, eine Lösung herbeizuführen, ist mir sehr daran gelegen, dass möglichst schnell hinzubekommen.
Doch manchmal geht das nicht so schnell. Mein Gegenüber muss die Dinge vielleicht erst noch mit anderen besprechen oder schlimmer noch die Entscheidung eines Gremiums abwarten.

Um mich nicht selber in meiner Arbeit zu blockieren, muss ich mich frei machen, vom ungeduldigen Ausharren und dem Kopfkino, wie nun die Rückmeldung aussehen könnte. Was mir dabei hilft, ist, mein Anliegen vor Gott zu bringen. »Sieh, Gott, ich habe meinen Teil getan, nun lege du deinen Segen darauf und lass mich nach vorne schauen.« Es tut mir gut, zu wissen, dass ich das kann. Und umso öfter ich das tue, desto leichter fällt es mir meinen Kopf frei zu bekommen, um mich wieder meinen Aufgaben widmen zu können.

Die Botschaft weiter geben

Ich werde dich zum Stammvater eines großen Volkes machen und dir viel Gutes tun; dein Name wird überall berühmt sein. Durch dich werden auch andere Menschen am Segen teilhaben. 1. Mose 12,2

Mit dem 12. Schritt des spirituellen Programms der Anonymen Alkoholiker werden wir aufgefordert, anderen von uns und dem Programm zu erzählen und wie es uns geholfen hat, der Sucht etwas entgegenzusetzen.

Die Erfahrungen, die wir in unseren Selbsthilfemeetings machen, egal ob nun bei den AAs oder anderen Selbsthilfegruppen, tragen maßgeblich zu unserem Trocken- und Cleansein bei. Es ist ein Segen, den wir in der Gemeinschaft empfangen dürfen. Da versteht es sich fast von selbst, dass wir diesen Segen mit jenen teilen, die vielleicht erst am Anfang ihres Genesungsweges stehen.

Doch auch außerhalb der Selbsthilfegruppen können wir ein Segen für andere sein. Manchmal genügt dazu schon ein aufmunterndes Lächeln für jemanden, der sorgenvoll blickt oder die Hilfestellung für eine alte Frau, die Mühe hat den Bus zu besteigen.

Es ist ganz erstaunlich: Segen vermehrt sich durchs Teilen.

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