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»Lobe den HERRN, meine Seele«

Ich will den HERRN loben und nie vergessen, wie viel Gutes er mir getan hat.
Psalm 103,2

Ich gestehe, manchmal ist mir gar nicht danach, Gott zu loben. Manchmal geht etwas schief, klappt etwas nicht, so wie ich es mir gedacht habe oder ich bekomme nicht die Aufmerksamkeit, die ich erwartet habe.

Dann ist er da, der Schmerz, dieser süße Schmerz des Selbstmitleids. Ich bedaure dann alles. Überhaupt auf der Welt zu sein, trocken zu sein, der zu sein, der ich bin und noch vieles andere mehr. In meiner virtuellen Zimmerecke sehe ich mich dann hocken wie ich leide und vor mich hin schmolle.

Doch nach einer Weile höre ich ganz leise und von fern ein paar Töne. Töne im dreiviertel Takt. Sie kommen näher und werden sanft lauter. Bald gesellt sich auch eine Melodie dazu. »Lobe den HERRN, meine Seele«, kann ich vernehmen.

Ich bin dann hin und her gerissen. Verharre ich noch in meinem selbstgewählten Leiden oder setze ich mich auf und schwinge im Takt und tanze?

Bisher habe ich mich immer für das Tanzen entschieden.


Vertrauen haben

Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: ›Werden wir genug zu essen haben? Und was werden wir trinken? Was sollen wir anziehen?‹ ... Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht.
Matthäus 6,31+32

Es gab wenig, was ich am Ende meiner Saufzeit noch auf die Reihe gebracht habe. Zu den wenigen Dingen gehörte, dass ich regelmäßig meine Miete zahlte. So groß war die Angst, die Wohnung zu verlieren; quasi den einzigen Ort wo ich mich sicher fühlte, weil ich dort in Ruhe trinken konnte.

Nach Jahren der Trockenheit zahle ich meine Miete immer noch pünktlich. Diesmal nicht aus Sorge darum, die Wohnung zu verlieren, sondern, weil es so vereinbart ist. Dafür plagen mich nun ganz andere Sorgen und Ängste. Wie sieht es mit Aufträgen für meine Firma aus? Wie lange machen meine Knie noch mit? Werde ich alleine alt?

Manchmal sind es nur kurze Momente, die mich an allem Zweifeln lassen; manchmal ziehen sich die Sorgen über Tage. Erst der Blick auf’s Kreuz lässt mich dann wieder zuversichtlich werden. Der Blick auf’s Kreuz, auf Jesus, ruft in mir die Erinnerung hervor, dass ich nicht allein durchs Leben gehe. Das Gott an meiner Seite ist.


Vaterliebe

Der HERR blicke dich freundlich an und sei dir gnädig!
4. Mose 6,25

Wir Süchtigen haben vielfach ein gestörtes Vaterverhältnis. Entweder es gab ihn gar nicht in unserer Zeit des Heranwachsens oder aber es entstand aus anderen Gründen keine emotionale Nähe. Nicht selten sind auch seelischer und/oder körperlicher Missbrauch dafür verantwortlich, dass wir kein liebevolles Vaterbild ins Erwachsenenleben mitnehmen konnten.

Das mag mit ein Grund dafür sein, dass es gerade Süchtigen so schwerfällt eine Beziehung zu Gott den Vater aufzubauen. Es fällt dann schwer an einen Gott zu glauben, der liebevoll und zugewandt auf einen blickt und sich nichts mehr wünscht, als das wir sein Geschenk der Gnade auch annehmen.

Doch es lohnt sich, es immer wieder zu versuchen, sich auf Gott den Vater einzulassen.


Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen

Ladet alle eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.
1. Petrus 5,7

Werden Süchtige nach einem Rückfall gefragt, was zu dem Selbigen geführt hat, dann gehört zu den Antworten meist auch, dass sie aufgehört hatten Selbsthilfe-Meetings zu besuchen.

Das Wichtigste, das wir in unseren Meetings wohl tun, ist, dass wir Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen. In christlichen Meetings gehen wir darüber hinaus davon aus, dass Jesus Christus in unserer Mitte ist. Teilen wir hier mit anderen unsere Sorgen, Ängste und Nöte, so teilen wir sie auch mit Jesus. Unsere Probleme werden meist nicht gleich von selbst verschwinden. Doch wir erleben durch das Teilen, ein Stück Befreiung. Durch Jesus Christus wird uns darüber hinaus Hoffnung und Zuversicht zugesprochen.

Solange ich mich nicht selber von dieser Quelle abschneide und aufhöre Selbsthilfemeetings zu besuchen, solange werden mir meine Sorgen ganz sicherlich nicht über den Kopf wachsen.


Vom fairen Umgang

Jeder soll dem anderen helfen, seine Last zu tragen. Auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gegeben hat.
Galater 6,2

In unseren Selbsthilfe-Meetings lernen wir, was es bedeutet Erfahrung, Kraft und Hoffnung zu teilen. Wir lernen, dass niemand anderes für uns trocken sein kann, dass nur wir selber das können. Aber wir schaffen es nicht alleine. Neben dem Wissen, dass Jesus Christus an unserer Seite ist, dass Gott uns trägt, gehört auch, dass wir Menschen kennen, auf die wir uns verlassen können.

Sich auf jemand anderes zu verlassen, darf dabei aber keine Einbahnstraße sein. So wie wir für uns Verlässlichkeit in einer Beziehung wünschen, so müssen wir auch selber bereit sein, verlässlich zu sein. So wie andere bereit sind unsere Lasten mit zu tragen, so müssen wir unseren Möglichkeiten entsprechend, auch bereit sein andere Lasten zu tragen. Das ist nicht nur fair, das ist christlich.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Bibelstellen der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis.