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Was ist ein Friedefürst?

»Mama und Papa werden staunen, wenn der Engel wieder ganz oben auf dem Baum steckt. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber immerhin bin ich ja schon 9 Jahre alt.« Ganz leise schiebt der kleine Max den Stuhl an den Weihnachtsbaum, klettert drauf und steckt den Engel oben auf die Spitze. Fertig.

Stolz klettert Max wieder vom Stuhl, schiebt ihn zurück an den Esstisch und schleicht sich über den Flur zurück in sein Kinderzimmer. Leise schließt er seine Tür und klettert auf sein Hochbett. »Das hat ja toll geklappt«, denkt er sich, »da war das Ankleben des Flügels schon schwieriger gewesen.« Sein Vater hatte ihn beim Baumaufstellen wohl kaputt gemacht. Ziemlich laut haben deswegen wohl seine Eltern auch gestritten – mal wieder. Das taten sie häufiger in der letzten Zeit. »Aber jetzt wird alles wieder gut,« ist sich Max sicher. »Jetzt ist der Engel wieder heile und an seinem Platz, wo er hingehört.« Mit diesen Gedanken schläft er schnell ein und träumt von den Geschenken, die er hofft morgen zu bekommen.

Der Weihnachtsmorgen

Max wacht von einem ziemlichen Lärm auf. Er weiß erst gar nicht, was er zu bedeuten hat, bis er die Stimmen seiner Eltern erkennt, die wieder ziemlich lautstark miteinander streiten. »Gib es doch wenigstens zu, dass du dieses blöde Ding nur aus dem Müll geholt hast, um mich zu ärgern, « hört er seinen Vater schreien. »Du weißt doch ganz genau, dass mich dieser Ramsch einfach nur nervt.«

Max erschrickt, hatte der Streit etwas mit dem zu tun, was er gestern Nacht getan hatte. Das hat er nicht gewollt, dass seine Eltern deswegen wieder anfangen zu streiten. Er hatte doch gehofft, dass nun wieder alles gut wird. Barfuß und im Schlafanzug läuft er ins Wohnzimmer. Seine Eltern bemerken ihn zuerst gar nicht, so sehr sind sie mit ihrem Streit beschäftigt. »Ich habe den Engel wieder auf den Baum gesteckt,« bringt Max zaghaft hervor. Aber erst als er seiner Mutter am Mantel zieht, den sie sich übergezogen hat, und seinen Satz wiederholt, halten die beiden inne. »Ich dachte, ihr freut euch, wenn der Baum wieder so aussieht wie immer,« kommt es leise aus Max‘ Mund. »Papa hat ihn doch bestimmt nicht mit Absicht kaputt gemacht. Bitte hört doch auf zu streiten.«

Stille. Keiner sagt etwas.

Nach einer schier endlos langen Weile bückt sich sein Vater zu ihm herunter. »Ach Max«, seufzt er, »das hast du toll gemacht.« Max ist erleichtert, dass sein Vater ihn nicht ausschimpft und setzt trotzdem noch schnell zu einer Erklärung an. »Als Philipp neulich aus Versehen auf meine LEGO-Burg getreten ist, war ich auch ziemlich sauer.« Max schaut abwechselnd seine Eltern an, bevor er fortfährt, »aber dann hat er sich entschuldigt und mir dabei geholfen sie wiederaufzubauen. Und dann haben wir zusammen ganz toll damit gespielt.« Max ist in seinem Erzählfluss gar nicht mehr zu stoppen. »Und da ich weiß, dass Papa nicht so gerne bastelt, habe ich den Flügel wieder angeklebt; meine Hände sind doch auch viel kleiner.«

Nun findet auch Max Mutter ihre Worte wieder. Nachdem sie ihren Mantel ausgezogen und sich auf einen Stuhl neben ihren Mann und Max gesetzt hat, streicht sie ihm sanft über den Kopf. »Das ist ja lieb von dir gewesen und Philipp hat sich auch richtig anständig verhalten,« sagt sie und blickt etwas verunsichert ihren Mann von der Seite an. Bei so viel Aufmerksamkeit muss Max einfach weitererzählen. »Ja, das war wirklich anständig von Phil. Er hat dann beim Spielen noch von einem König erzählt, der auch Friedefürst genannt wird und der vor allem zu den Kindern immer ganz nett gewesen sein soll. Was ist eigentlich ein Friedefürst?«

Ihr Kinderlein kommet

Sein Papa lächelt. »Damit hat er bestimmt Jesus gemeint,« erklärt dieser und erzählt, wie Jesus einmal seine Jünger gescholten hat, weil diese Kinder vertreiben wollten, die zu ihm kamen (Markus 10,13ff.). Dabei hatten sie gar nichts angestellt. Die Menschen, die die Kinder zu Jesus gebracht hatten wollten nur, dass er sie segne. »Außerdem hat Jesus immer wieder erzählt, dass es wichtig ist, sich gut miteinander zu vertragen«, fährt er fort. Der Vater ahnt im gleichen Augenblick aber, was nun passieren wird. »Und warum streitet ihr euch dann immer?«, kommt es von Max wie aus der Pistole geschossen.

Eine gute Frage

»Das ist eine gute Frage,« mischt sich nun auch Max Mama in das Gespräch ein. »Weißt du, Kinder scheinen manchmal vernünftiger zu sein, als wir Erwachsenen.« Sie muss lächeln und fährt fort, »dein Papa und ich streiten in der Tat häufig. Doch wir dachten bisher immer, dass du das gar nicht so mitbekommst. Ich glaube«, und dabei schaut sie ihren Mann in die Augen, »wir sollten uns mal ganz in Ruhe zusammensetzen und uns aussprechen.« »Ja, das machen wir«, sagt Max Papa nickend und ergänzt lächelnd, »wo kommen wir denn hin, wenn ihr Kinder uns vormacht, wie man sich anständig zueinander verhält. « Jetzt lacht auch seine Mama und sagt, »geh dich mal waschen und anziehen, damit wir alle drei zusammen Frühstücken können.« Max dreht sich um und will schon gehen, da hält ihn seine Mama noch einmal zurück.

»Lass dir ruhig Zeit, dein Vater und ich müssen uns noch ein wenig unterhalten – ganz ruhig.«

Max ist selig, »das wird heute bestimmt ein tolles Weihnachtsfest «, denkt er sich. Sein tollstes Geschenk scheint er auch schon bekommen zu haben; nämlich, dass sich Mama und Papa nicht mehr streiten. »Aber bei Gelegenheit muss ich Philipp noch mal nach diesem Friedefürsten fragen. Ganz habe ich das noch nicht verstanden.«

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