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Glücklich älter werden

Eine Kernaussage im Glücksatlas 2018 der Deutschen Post lautet: »Bis zum 35. Lebensjahr ist die Lebenszufriedenheit am höchsten. Einen ›Glückseinbruch‹ gibt es zwischen 35 und 65 Jahren und ab 65 steigt das Glücksniveau wieder deutlich an.«

In ihrer Studie hat die Post fünf Bereiche (Arbeit, Einkommen, Gesundheit, Lebenszufriedenheit, Wohnen und Freizeit) im Blick gehabt und die Ergebnisse nach Regionen in Deutschland aufgezeigt. Demnach sind die Menschen im Norden im Allgemeinen glücklicher als im Süden. Berlin, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, landete leider in allen Bereichen im letzten Drittel der Regionen. Gerade im Bereich Lebenszufriedenheit hat mich das ratlos gemacht. Was fehlt den Menschen zu ihrer Lebenszufriedenheit?

Streifzug durch die Stadt

Ratlos wie ich war, habe ich mich auf einen Streifzug durch die Stadt begeben, um zu schauen, wo ich auf glückliche Menschen treffe. Ich war unterwegs mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf Plätzen und in Fußgängerzonen. Hier meine Beobachtungen:

  • Ein fröhliches glucksendes Baby, das die Hände nach der Mutter ausstreckt, die sich über den Kinderwagen beugt.
  • Herumalbernde Kinder auf dem Spielplatz, wie sie sich um die Wippe herum zu verfolgen. Dabei kommen sie gänzlich außer Atem, weil sie nicht aufhören können zu lachen.
  • Die Teenies, die fröhlich schwatzend aus dem Kino kommen und einander mit großen Gesten und vielen Worten deutlich machen, welche Stelle im Film ihnen am besten gefallen hat.
  • Das Pärchen, das Hand in Hand am Uferweg der Spree entlang läuft. Sie scheinen nichts von der Welt um sich herum wahrzunehmen, außer einander.
  • Die alte Herrenriege beim Boule-Spiel wie sie konzentriert den Flug der Kugeln verfolgen und trotzdem angeregt am Schwatzen sind.
  • Die rüstigen Rentnerinnen beim Damenkränzchen im Kaffee, wie sie lachend Bilder von ihren Enkelkindern rumzeigen.

Erkennen Sie das Muster? Immer wenn ich auf einen scheinbar glücklichen Menschen traf, war er oder sie nicht alleine. Es mögen vielleicht nur Momentaufnahmen aus dem Leben des Menschen gewesen sein. Aber eins scheint doch ganz deutlich, neben äußeren Einflüssen, wie Arbeit, Wohnen und Gesundheit gibt es noch einen ganz anderen entscheidenden Einfluss, der unsere Zufriedenheit bestimmt. Nämlich die Beziehungen, die wir pflegen.

Singles in der Hauptstadt

Berlin ist zwar nicht mehr die Singel-Hauptstadt in Deutschland, aber noch immer liegt der Anteil der Single-Haushalte bei 49%*. Ist das für die junge Generation vielleicht gar nicht so problematisch, ergeben sich für die Älteren daraus u.U. richtige Probleme. Wer alleine wohnt, muss sich selbst aktiv darum bemühen, Beziehungen zu pflegen. In einem Mehrpersonen-Haushalt ist das erheblich einfacher, als wenn Frau oder Mann alleine lebt. Doch gerade bei älteren Menschen, kommt das alleine Leben meist ganz unausweichlich. Die Kinder ziehen aus, der Partner oder die Partnerin verstirbt, und die vertraute Umgebung mag man dann nicht auch noch verlieren wollen. Kommen mit zunehmendem Alter die ganz natürlichen körperlichen Beschwernisse hinzu, fällt die Pflege von Beziehungen schnell »hinten runter«.

Dabei handelt es sich keinesfalls um neue Erkenntnisse. Schon seit einigen Jahren versucht man mit neuen Formen des Zusammenlebens ältere Menschen in einer lebendigen Gemeinschaft zu halten. Das geschieht mit Senioren-WGs oder auch Mehrgenerationen-Häusern. Eine lebendige Gemeinschaft fördert unser Beziehungsverhalten und trägt zu einem ganz erheblichen Teil zu unserem Wohlbefinden bei. Daran zu arbeiten kann Mann und Frau nicht früh genug anfangen. Schon vor den im »Glücksatlas« benannten Glückseinbruch zwischen 35 und 65 Jahren ist es durchaus sinnvoll, sich um ein funktionierendes soziales Netzwerk zu kümmern. Das erleichtert das glücklich älter werden ungemein.

Ein Platz voller Einsamkeit

Doch es gibt einen Umstand, den kann keine noch so große Gemeinschaft ändern. Tief in uns gibt es einen Platz, der angefüllt ist mit Einsamkeit. Diesen Platz kann kein anderer Mensch außer uns selbst erreichen. An diesem Platz sind wir gänzlich uns selbst »ausgeliefert«. Und je nachdem, wie es unserem ganz individuellen Wesen entspricht, werden wir dort auf unsere Ängste oder auch unsere Schmerzen treffen. Vielleicht begegnen wir dort auch all dem, was uns wütend macht. Oder wir flüchten dorthin, weil es der einzige Ort zu sein scheint, an dem wir uns sicher und geborgen fühlen.

Allein mit Gott

Wie gesagt, kein anderer Mensch gelangt dort hin. Doch wenn wir wollen, sind wir an diesem Platz nicht alleine. Wenn wir wollen, können wir dort Gott begegnen. An diesem Ort, tief in uns, heißt er uns willkommen. An diesem Ort können wir mit Gott in eine Beziehung treten.

Das tollste daran ist, dass wir, vollkommen unabhängig von unseren äußeren Umständen, gänzlich frei darin sind, wie diese Beziehung aussieht. Gott lässt uns da vollkommen freie Hand. Hier dürfen wir ihm unsere Sorgen ebenso bringen, wie unsere Freude. Hier spendet er uns Trost in unserem Schmerz und schenkt uns Frieden in unserer Wut. Lebendiger kann wohl kaum eine Beziehung sein.

Für manche ist die Beziehung mit Gott eine Alternative zur Beziehung zu anderen Menschen. Persönlich brauche ich beides. Sowohl Menschen um mich herum, als auch Gott tief in mir. Beides trägt dazu bei, dass ich mich lebendig fühle. Und mit diesem Gefühl der Lebendigkeit kann ich dann auch glücklich älter werden. Mit diesem Gefühl der Lebendigkeit kann jede und jeder älter werden, egal in welchem Lebensabschnitt man sich befindet.

*www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/neue-erhebung-berlin-nicht-mehr-spitzenreiter-bei-singlehaushalten/20960912.html

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