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Geistlich wachsen, wie geht das?

Geistlich wachsen können wir nicht gänzlich selbst. Aber Neugier hilft. Das wird mir deutlich, wenn ich mein Patenkind dabei beobachte, wie es die Welt entdeckt. An seinem Verhalten erkenne ich: Entdeckerfreude birgt zwar manche Risiken, aber ohne sie bleiben wir stecken.

Ablenkung mit Nebenwirkung

Manchmal lenkt er mich ganz schön vom Geschehen im Gottesdienst ab. Ich meine Elias, mein Patenkind. Er ist nun etwas über ein Jahr alt und läuft und krabbelt während des Gottesdienstes ganz unbeeindruckt von dem, was sich gerade vorne abspielt durch die Stuhlreihen. So richtige Berührungsängste scheint er (noch) nicht zu kennen. Solange er sich sicher ist, dass seine Mama in »Rufnähe« ist, scheint er das mutigste Kleinkind der Welt zu sein.

Ich schaue ihm gerne zu, wie er neugierig nach allem greift, was sich in seiner Reichweite befindet und dabei immer mehr feststellt, was mit er mit seinen Armen und Beinen so alles anfangen kann. Wie seine Beine ihn tragen und seine Arme und Hände ihm Zugriff zu einer unbekannten Welt ermöglichen. Er besitzt da anscheinend eine unerschöpfliche Neugier, die ihn immer wieder antreibt. »Gut so«, denke ich mir und spüre gleich mal nach, wie es denn eigentlich um meine eigene Neugier bestellt ist. Worauf bin ich eigentlich neugierig?

Neugierig sein auf SEIN Wort

Ich predige zum Beispiel gerne und schreibe liebend gerne Andachten wie zum Beispiel diese hier für »für heute«. Dabei lasse ich mir entweder die Themen vorgeben oder halte mich an die Herrnhuter Losungen für das Jahr. Und immer wieder bin ich mächtig gespannt darauf zu entdecken, was ein bestimmtes Thema oder ein biblischer Vers mit mir anstellen wird. Mich neugierig mit einem Text zu befassen, heißt für mich nämlich vor allem auch, dass ich am Anfang nicht weiß, was am Ende dabei herauskommen wird. Dass ich nicht weiß, mit welchen Gedanken, Empfindungen oder konkreten Vorhaben ich am Ende dastehen werde. Werde ich mich freuen und voller Gotteslob sein oder ganz traurig, vielleicht sogar mutlos? Werde ich also ängstlich in die Zukunft blicken oder voll neuem Tatendrang sein? Das Ende ist immer wieder offen.

Doch genau das sehe ich als eine riesige Chance, um mich weiterzuentwickeln. Wie bei dem kleinen Elias. Er weiß nicht, was er zu sehen bekommen wird, wenn er es mit dem Hochziehen auf Sitzhöhe geschafft hat. Findet sich da vielleicht etwas aufregend »Neues« oder liegt da »nur« ein Gesangbuch herum. Und je nachdem, was er findet, wird er entweder danach greifen oder sich auf den Weg zum nächsten Stuhl machen. Und so wächst sein Erfahrungsschatz ganz automatisch, ebenso wie sich seine Beweglichkeit verbessert.

Das was der kleine Elias allerdings nicht so richtig beeinflussen kann, ist, wie schnell er selber wächst. Wie viele Millimeter er in der Woche bis zum nächsten Gottesdienst größer geworden sein wird, liegt nicht in seiner Macht. Das geschieht gänzlich ohne sein eigenes Zutun. Da hat jemand anderes, da hat Gott, seine Hand drauf.

Für Wachstum sind nicht wir zuständig

So empfinde ich es auch bei den Predigten und Andachten, die ich schreibe. Wohin mich die Texte führen, weiß ich im Vorfeld nicht, doch ich verlasse mich darauf, dass durch Gottes Geist daraus etwas Neues bei mir entstehen wird. Sei es, dass ich ein tieferes Verständnis für einen biblischen Text gewinne oder mir die Zusammenhänge zwischen einer Aussage und den Lebensumständen der Menschen damals zu Jesu Zeiten bewusster werden. Sei es, dass ich Frieden über eine schwierige persönliche Situation finde, weil ich entdecke, dass ich nicht der Erste bin, dem Unbill im Leben wiederfährt oder ich eine Idee erhalte, wie ich jemand anderem in dessen schwieriger Lage beistehen kann.

Doch wie gesagt, das steht am Ende der Auseinandersetzung mit einem Thema oder einem biblischen Text. Am Anfang steht meine eigene Neugier und meine Bereitschaft dazu, sich auf Unerwartetes einzulassen.

Ich denke, wenn wir neugierig sind und es auch bleiben (oder wieder werden), geben wir Gott eine Möglichkeit Raum in uns einzunehmen und ganz neue Erkenntnisse in uns wachsen zu lassen – oder die, die wir schon zu haben glauben, zu vertiefen. Erkenntnisse, die uns im Rückblick zeigen werden, dass wir an ihnen innerlich gewachsen sind. Erkenntnisse, die uns zeigen werden, wie großartig es sein kann Jesus Christus zu folgen und ihn durch den Heiligen Geist in uns wirken zu lassen.

Der Weg, den wir dabei zurücklegen werden, kann vielleicht mühsam und mit Schmerzen verbunden sein. So wie der kleine Elias sich auch mal an einer Stuhlkante stoßen wird, so werden wir Erwachsenen auch mal mit Dingen konfrontiert werden, die uns wehtun. Doch was würde uns alles entgehen, wenn wir den Weg nicht auf uns nehmen? Was würde dem kleinen Elias alles entgehen, wenn er ausschließlich im Kinderwagen liegen bleiben würde? Ich glaube: Das Leben würde ihm entgehen.

Wollen Sie wissen, zu welcher Erkenntnis ich nach dem Schreiben dieser Andacht gelangt bin? Ich habe wieder so richtig Lust darauf bekommen, neugierig zu sein. Lust darauf im übertragenen Sinne in der Welt herumzutapsen, mich an Stühlen hochzuziehen und zu entdecken, was da so alles Spannendes herumliegt.

Und wie geht es Ihnen?

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