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Gedanken aus dem Mutterleib

Die Liebe einer Mutter ist schon sprichwörtlich. Auch Gott liebt eine jede und einen jeden von uns so, wie es eine Mutter tut. Mutterliebe kann wie Wind unter den Flügeln sein, aber auch lähmen wie eine Fußfessel.

Welche Art der Liebe wünscht sich ein Kind?

Es ist dunkel, es ist warm und eigentlich richtig kuschelig. Ich fühle mich schwerelos und fast meine ich, dieser Zustand sollte niemals enden. Doch ich weiß, dass noch eine ganz andere Welt auf mich wartet – nach meiner Geburt. Es dauert nicht mehr lange, bis ich in die neue Welt aufbreche. Die Verbindung zu meiner Mutter wird dann eine andere sein. Genauso wie die Verbindung zu Gott eine andere sein wird. Noch spüre ich ihn ganz deutlich. Immerhin hat er mich hier erkannt und mir schon einen Namen gegeben. Und dafür liebe ich ihn, weil ich mein Leben lang sein Kind sein darf.

Der Wechsel in die neue Welt wird nicht einfach und schmerzfrei verlaufen. Auch werde ich all die Gedanken, die mich jetzt noch bewegen, vergessen haben. Doch das ist bestimmt auch in Ordnung, sonst würde ich vielleicht nicht offen genug sein für diese neue Welt da draußen. Aber bei einem bin ich mir sicher, selbst wenn ich mich nicht mehr erinnern kann, so wird doch Gott bei mir sein und mich mein Leben lang begleiten. Dafür danke ich ihm ebenso, wie ich meiner Mutter danke, dass ich in ihr behütet und geschützt heranwachsen durfte. Dafür werde ich sie immer lieben, auch wenn ich gehe und ein eigenes Leben führen werde. Ich werde sie lieben, auch wenn wir uns mal streiten und gegenseitig verletzen werden. Das tue ich, weil ich mein Leben lang ihr Kind sein werde.

Lieben, wie eine Mutter es tut

Meine Mutter wird mich unter Schmerzen hinaus in eine neue Welt entlassen. Einige Zeit wird sie richtig viel damit zu tun haben, für mich zu sorgen. Sie wird mir Nahrung geben und mich säubern und kleiden. Zu jeder Tageszeit wird sie zur Stelle sein, wenn ich wach werde und anfange zu schreien. Auf den Arm wird sie mich dann nehmen, mich hin und her wiegen und mich trösten, wenn ich weine. Vielleicht singt sie mir sogar ein Lied vor. Das tut sie, weil sie mich liebt.

Sie wird sich freuen, wie ich wachse und anfange, mich immer mehr zu bewegen, um meine Welt, in der alles neu für mich ist, zu entdecken. Mit Sorge wird sie auf meine ersten Schritte schauen. Aufpassen, dass ich nicht hinfalle. Und wenn es doch passiert, wird sie mir helfen, wieder aufzustehen. Auch wenn es ihr schwerfällt, wird sie mich anspornen und mich dabei unterstützen, dass ich mich immer weiter von ihr entfernen kann. Das tut sie, weil sie mich liebt.

Die ersten Jahre werden wir wohl viel Zeit miteinander verbringen. Sie bringt mir die ersten Worte bei. Ebenso wird sie beginnen, mir die Welt zu erklären, damit ich mich in ihr zurechtfinden kann. Aus dem Wir wird dabei langsam aber sicher immer mehr ein Ich und ein Du werden. Dies zu unterstützen wird sie genauso freuen, wie es ihr auch wehtun wird. Auch wenn es ihr schwerfällt, weiß sie doch, dass es wichtig für mich ist. Das tut sie, weil sie mich liebt.

Der erste Schultag wird für sie sein wie eine zweite Geburt. Schon wieder muss sie ihr geliebtes Kind in eine neue Welt hinauslassen. Sie erträgt es und wird mir das Pausenbrot ebenso schmieren, wie sie die Hausaufgaben mit mir zusammen machen wird. Sie wird sich freuen über all das, was ich neu dazulerne und mich trösten, wenn es mal nicht so gut läuft. Auch wenn es ihr schwerfällt, wird sie mich in dieser neuen Welt meine eigenen Erfahrungen machen lassen. Das tut sie, weil sie mich liebt.

Es kommt dann die Zeit, da werde ich mir mein Pausenbrot selber machen und die Hausaufgaben schon fertig haben, wenn sie kommt und fragt, ob sie helfen kann. Ich werde Freunde finden und Hobbies für mich entdecken. Manches wird sie voller Sorge betrachten und sich über anderes freuen. Aber sie wird mich meine Erfahrungen machen lassen. Sie wird mir meine Geheimnisse lassen und sich über das freuen, was ich bereit bin mit ihr zu teilen. Das tut sie, weil sie mich liebt.

Irgendwann ist es dann soweit. Ich ziehe in meine erste eigene Wohnung. Ziehe weg von dem Ort, der viele Jahre mein Zuhause war. Sie wird es vielleicht wie eine dritte Geburt empfinden. Wieder entlässt sie ihr Kind in eine neue Welt und verabschiedet sich von gemeinsam verbrachter Zeit. Doch sie weiß, je mehr sie mich gehen lassen kann, um so näher werde ich bei ihr bleiben können.

Meine Mutter kennt den Unterschied zwischen einer Angst, die sich in »sich Sorgen machen« ausdrückt und einer Angst, die sich in »nicht loslassen wollen« ausdrückt. Und sie weiß, dass sie es letztlich nicht verhindern kann, dass ich wachse und mich entwickle. Das weiß sie, weil sie mich liebt und sich sicher ist, dass ich mein Leben nicht alleine gestalten werde. Gott wird mit mir gehen, wohin mich mein Weg auch führt, und er wird ebenso für mich sorgen, wie eine Mutter es tut.

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